Sonntag, 12. Juni 2016

Der kleine Unterschied

Nein, ich meine nicht den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Mein Thema geht heute - und das mag vielleicht überraschen - um den Unterschied zwischen unserer Kommunikation und der Mathematik.

Eine kleine Auffrischung für alle, die die Schulbank schon länger verlassen haben: Zum Bilden einer mathematischen Summe, werden Summanden zusammen gezählt. Also:
Die Summanden 2 + 3 + 5 ergeben die Summe 10. Diese Summe kann sich aber auch durch andere Summanden zusammensetzen, wie zum Beispiel: 1 + 4 + 3 + 2 = 10. Jeder, der die Grundrechenarten kennt, wird dem Ergebnis zustimmen. Mit genau der selben Treffsicherheit werden Sie dann auch sagen können, dass die Summe 10 aus den Summanden 3 + 8 falsch ist! Das Wichtige dabei, wir diskutieren nicht darüber, ob das Ergebnis vielleicht doch richtig sein kann - und gestritten wird darüber schon gar nicht! Das sind festgelegte, vereinbarte Regeln der Mathematik. Basta!

Jetzt zu unserer zwischenmenschlichen Kommunikation! Winfried Kretschmann, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, möchte - wie in der Pressemeldung vom 02.06.16 (Rheinpfalz) mitgeteilt -  den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Was genau meint der damit? Welche Wort-Summanden sind in seiner sprachlichen Summe "gesellschaftlicher Zusammenhalt" enthalten? Gemäß der Pressemitteilung seien es die Summanden: "Digitalisierung, nachhaltige Finanzpolitik, ein gerechtes Bildungssystem, innere Sicherheit und Integration".

Diese Summen-Kommunikation verwirrt, macht ohnmächtig und auch hilflos oder wütend.
Kein einziger Mensch weiß jetzt, was Kretschmann genau meint, wenn er von "gesellschaftlichem Zusammenhalt" spricht. Ich spreche ihm freundlicher Weise zu, dass er selbst es vielleicht weiß!

Diese Art von "Summenkommunikation" beherrscht unser Leben und ist damit gleichzeitig einer der Hauptverursacher für zwischenmenschlichen Ärger, für Streit - kurz für Stress!

Es geht natürlich viel schneller, wenn wir uns tagtäglich solche Summenkommunikations-Begriffe um die Ohren hauen. Noch ein vermeintlicher Vorteil, der oft benutzt wird: Wir können hinterher sagen, dass wir ja dabei was ganz anderes gemeint haben, und dass unser Kommunikationspartner alles falsch verstanden habe. Alles Ausflüchte und Rechtfertigungen für eine unklare, zwischenmenschliche Kommunikation.

Nur noch so ganz nebenbei. Selbst in der Gastronomie gibt es Definitionsregeln: Der Summenbegriff "Wiener-Schnitzel" muss den Hauptsummanden Kalbfleisch beinhalten! Wiener Schnitzel sagen und Schweinefleisch verwenden ist Betrug!

Und welche verlässlichen Summanden machen jetzt den verbesserten gesellschaftlichen Zusammenhalt aus?

Viel Stress vermeiden könnten wir im täglichen kommunikativen Miteinander, wenn wir präziser (operative Wortebene) sagen würden, was genau wir meinen. Woher aber die Zeit nehmen? Naja, die nehmen wir uns dann, um die ausgelösten Enttäuschungen und Streitereien wieder in Ordnung zu bekommen.

Viel stressfreier und damit auch menschlich wertschätzender  - und übrigens auch viel wirtschaftlicher - wäre, wenn wir viel Achtsamkeit darauf verwenden würden, dass unsere gesprochene Sprache überprüfbar ist.

Schauen Sie vielleicht auf meine Homepage. Die I-A-S-Kommunikation legt großen Wert auf eine verstehbare und wertschätzende zwischenmenschliche Kommunikation.

Ich wünsche Ihnen eine gute Sprache 

Ihre Dr. Christel Frey

Mittwoch, 1. Juni 2016

Entschuldigung - oft nur Bla-Bla?

War das der Grund, weshalb sich Obama in Hiroshima nicht entschuldigt hat?

 Allerdings er herzte Überlebende - und ich glaube, dass diese Geste authentisch war! Das längst vergangene Ereignis: Am 06. August 1945 genügte der berühmte Knopfdruck - die Atombombe war gezündet -  und diese Stadt versank in Schutt und Asche. Viele Menschen leiden heute noch erheblich darunter.  Soweit das historische Ereignis. In der Presse habe ich gelesen, dass die Nicht-Entschuldigung von Obama erwartet war.

Warum  fällt es Menschen oft so schwer, sich aus ehrlichem Herzen heraus zu entschuldigen? Stattdessen wird das Wort "Entschuldigung" tagtäglich millionenfach lapidar ausgesprochen: "Oh, entschuldige, hab ich halt vergessen! Entschuldige, ist mir einfach so rausgerutscht! Du musst schon entschuldigen, aber ich habe noch was anders zu tun, als auf dich zu warten! Entschuldige, ich bin auch nur ein Mensch!" Und so weiter.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich zu entschuldigen in direktem Zusammenhang mit schwach sein steht. Und wer will schon schwach sein? Niemand, glaube ich. Doch ich glaube, dass "schwach sein" wiederum direkt den "Selbstwertstöpsel" bei uns Menschen zieht. Und Selbstwertverlust schmerzt, löst Stress aus, veranlasst die Amygdala Stresshormone in unseren Körper zu schießen, der ganze Körper verkrampft, wir fühlen uns traurig, minderwertig, nicht mehr voll zur Gemeinschaft dazugehörig.

Und genau das ist der Trugschluss, dem viele Menschen tagtäglich unterliegen. Nicht die Entschuldigung macht automatisch schwach, sondern alleine die Angst davor, schwach zu sein, löst den Stressteufelskreis aus.

Dann lieber nicht entschuldigen - und verärgert und enttäuscht weitermachen!Aber auch das löst Stress aus. Schon wieder sind wir gefangen in einem Teufelskreis.

Am besten vorher den Selbstwert stark machen und absichern, damit uns kein einziger Mensch den Selbstwertstöpsel ziehen kann. Egal was passiert!

Selbstwertsicherung können wir lernen! 
Sich zu entschuldigen zeigt Persönlichkeit, zeigt Stärke, zeigt Verantwortlichkeit. Einfach nur aussprechen: "Tut mir leid, entschuldige".

Mehr dazu können Sie auf meiner Hompepage erfahren. ich würde mich freuen, Sie in einem unserer I-A-S-Kommunikations-Workshops kennen zu lernen. Übrigens - die saubere S-Sprache (Selbstmanagement-Sprache) ist der Schlüssel zu einem gesunden und stabilen Selbstwert.

Ihre Dr. Christel Frey